Neues Dekanat Rosenheim - Strukturreform als Basis für Kirche der Zukunft

Von fundamentalen Veränderungen und einer neuen Struktur, die es jetzt mit Leben zu füllen gilt sprach Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg anlässlich des feierlichen Errichtungsgottesdienstes zur Gründung des neuen Dekanats Rosenheim. Die Pfarrkirche Sankt Nikolaus im Herzen Rosenheims war hierzu am Donnerstagabend, 3. Oktober 2024 voll besetzt. Den Altarraum des Gotteshauses füllten so viele haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter und Ministranten wie nur selten, allen voran Domkapitular Dekan Monsignore Stadtpfarrer Thomas Schlichting und Mitzelebrant Diakon Erwin Brader. Unter den Gästen waren die Vertreter der kirchlichen Gremien, Rosenheims ehemaliger Bürgermeister und Verbundkirchenpfleger Anton Heindl, einige Stadträte sowie Dagmar Häfner-Becker, Dekanin vom evangelisch-lutherischen Dekanat Rosenheim.

Fotos: Erzbischöfliches Ordinariat München / Axel Effner

Pastoralreferent Franz Maier, Mitarbeiter des Bischofsvikars, verlas eingangs die Gründungsurkunde. Stadt und Landkreis Rosenheim sind von der Strukturreform der katholischen Kirche besonders stark betroffen. So sind zum Jahreswechsel die ehemaligen Dekanate Wasserburg, Bad Aibling, Chiemsee, Inntal und Rosenheim zu einem neuen, großen Dekanat Rosenheim samt Unterebene verschmolzen. Es handelt sich um das flächenmäßig größte seiner Art im Erzbistum und es umfasst die Gebiete von Stadt und Landkreis Rosenheim sowie Teile des Landkreises Traunstein. Die Anzahl der darin organisierten Pfarreien beträgt 101. Kleine Nadelbäume und Blumengestecke an Altar und Ambo standen symbolisch unter anderem für die Pfarrverbände im Landkreis sowie die Stadtteilkirchen und die muttersprachlichen Gemeinden in der Stadt.

Trotz nachvollziehbarer Zweifel seien die neuen Strukturen die richtige Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Zeit, so der Weihbischof. Er verschwieg nicht, dass die Katholikenzahlen sinken und sich die Gesellschaft insgesamt verändert, nutzte die Predigt jedoch zugleich als Aufruf an die Gläubigen, sich in den Pfarreien vor Ort weiterhin tatkräftig als „lebendige Steine“ zu engagieren. In Mittelpunkt der über zwei Stunden langen Messfeier standen Reliquien des heiligen Korbinian. Er verkündete als Wanderbischof im 8. Jahrhundert im Gebiet um Freising den christlichen Glauben und gilt als erster Bischof von Freising.

Rosenheims Landrat Otto Lederer zog in seinem Grußwort Parallelen zur bayerischen Gebietsreform vor 50 Jahren, die heute nicht mehr wegzudenken sei, aber damals – wie jede größere Veränderung – zuerst einmal auch zu Skepsis geführt hatte. Oberbürgermeister Andreas März charakterisierte die christlichen Werte als wichtiges Fundament im Zusammenleben einer vielfältigen und von verschiedenen Konfessionen geprägten Stadtgesellschaft. Beide freuten sich sichtlich auf das Wachsen und Entstehen der neuen Strukturen, die sich – außer im Nordosten – mit den politischen Grenzen des Landkreises Rosenheim decken. Landrat und Oberbürgermeister boten Dekan Thomas Schlichting jeweils ihre Zusammenarbeit und Unterstützung an. Das tat auch Dekanin Dagmar Häfner-Becker, die zudem eine vollgepackte Tasche mit Kuchen und Gebäck dabei hatte, um die vielen Sitzungen der verschiedenen Gremien etwas zu versüßen.

Mit dem neuen Dekanatsteam unter der Leitung von Domkapitular Dekan Monsignore Schlichting soll die mittlere Ebene als Bindeglied zwischen den Pfarreien und der Diözesanleitung gestärkt werden. Dieses Team besteht neben dem Dekan aus dessen beiden Stellvertretern, Pfarrer Fabian Orsetti vom Pfarrverband Stephanskirchen und Pfarrer Bruno Bibinger (Wasserburg), sowie aus dem Dekanatsratsvorsitzenden Paul Deutschenbaur aus Westerndorf am Wasen (Stadt Rosenheim). Daneben ist Gemeindereferentin Maria Leutgäb von der Stadtkirche Rosenheim als Dekanatsbeauftragte tätig und Pastoralreferent Markus Brunnhuber aus den Pfarrverbänden Bruckmühl und Heufeld-Weihenlinden als Dekanatsreferent.

Die Chefs von Jugend-, Kranken- und Seniorenseelsorge werden Gemeindereferent und Jugendseelsorger Stefan Reis, Pastoralreferent und Klinikseelsorger Christoph Diehl sowie Pastoralreferentin Adelheid Lappy von der Stadtkirche Rosenheim. Neue Dekanatssekretärin ist Pfarrsekretärin Maria Grill, ebenfalls von der Stadtkirche Rosenheim. Sitz des neuen Dekanats ist Rosenheim, Dekan Schlichting ist im Rosenheimer Stadtteil Heilig Blut zu Hause.

Für eine schlagkräftige musikalische Umrahmung sorgte ein Projektchor aus dem ganzen Dekanat mit Rosenheims Kirchenmusiker und Organist Christopher Ryser. Mit den mehrsprachig vorgetragenen Fürbitten waren Rosenheims muttersprachliche Gemeinden eingebunden. Die Kollekte kam dem Kinderklinikum Aschau und der Rumänienhilfe im ehemaligen Dekanat Inntal zu Gute.

Große Veränderungen gibt es daneben auch innerhalb der Stadt Rosenheim. Dekan Schlichting ist damit beauftragt, die neun Einzelpfarreien samt Filialgemeinden und die bisher bestehenden drei Stadtteilkirchen zu einer gemeinsamen Stadtkirche zusammenzuführen. Es handelt sich gemessen an der Zahl der Katholiken um den größten Pfarrverband weit und breit.

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Martin Aerzbäck