Pfarrkirche Pang, das alte Zentrum des Wasen

Die Kirche wird 1315 das erste Mal erwähnt. Der Turmunterbau ist aber wesentlich älter. Im 15. Jahrhundert erbaute man die Kirche neu. Der Turm, bis dahin mit einem Satteldach, wurde erhöht und erhielt eine Spitze. Unser Gotteshaus war damals spätgotisch. Der Bau war etwa 30 m lang und 9 m breit.  (Zum Vergleich: die heutige Kirche ist insgesamt rund 42 m lang und 16 m breit und hat einen Turm mit 48 m Höhe.)

PangAn das Langhaus baute man in Turmbreite die Sebastianikapelle an. In ihr war das Zentrum der Sebastianibruderschaft, die 1654 nach Heilig Blut übertragen wurde. Hier war auch die Grablege der Panger Hofmarksherren mit den Marmorepitaphen. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges durchbrach man die Zwischenwand, so dass aus der Kapelle ein Nebenschiff wurde.

Nach dem 30-jährigen Krieg schlug man die gotischen Gewölberippen ab und brachte barocke Stuckaturen an. 1707 bis 1708 ersetzte man den Hauptaltar durch einen Barockaltar, rund 40 Jahre später auch die drei Seitenaltäre zu Ehren von Katharina, Magdalena und Sebastian. Am 29. Juli 1758 brannten das Kirchendach und der Turm aus. Dabei zerschmolz im Turm eine Glocke aus dem Jahr 1111. Das Innere blieb aber im Wesentlichen unbeschädigt. Man erneuerte das Dach und setzte dem Turm eine Zwiebel auf. So sieht man das Gotteshaus auf der Zeichnung Doppelmayrs. Nach den erhaltenen Kunstwerken muss die Kirche schön gewesen sein, eine typische bayerische Barockkirche.

Neubau 1850 - 1853

1844 kam ein neuer, 30 Jahre junger Pfarrer nach Pang, Ludwig Nißl. Nißl gibt an, die Kirche sei viel zu klein und „in elendem Style“ erbaut. Barock galt nun als altmodisch. Man sprach verächtlich von „Zopfstil“.

Der Entwurf des Münchner Architekten Carl Reuter wurde im Frühjahr 1849 bei der königlichen Regierung eingereicht. Und wie’s bei Behörden so geht, ging es auch damals: Es geschah - nichts. Ein Jahr später, am 26. März 1850 stürzte ein Teil des Gewölbes ein. Pfarrer Nißl wurde wieder in München vorstellig.  – Nichts! Noch immer keine Baugenehmigung! Dann handelte man „pangerisch“: Man schritt einfach zur Tat und die ganze Pfarrei packte mit an. Die alte Kirche wurde abgerissen. Turm, Sakristei und die Mauern des Chores blieben bestehen. Man sieht das noch am Putz der Außenmauer.

Erstaunlich schnell zog man die Mauern hoch, Zimmermeister Michael Schober aus Westerndorf setzte den Dachstuhl auf und am 29. September 1850 (also nach nur 5 Monaten Bauzeit) war bereits Richtfest. Die Baugenehmigung kam erst eine Weile später. Die Einweihung erfolgte am 29. September 1853 durch Erzbischof Graf von Reisach.

Die Altäre aus Stuckmarmor (Gips und Leim) stammen von Viotti. Das Hochaltarbild der thronenden Madonna mit Jesuskind malte Xaver Glink, der auch im Schloss Hohenschwangau mitgewirkt hat. Die Bilder der Seitenaltäre hat Georg Lagler aus Neubeuern 1847 – also bereits vor dem Kirchenbau - angefertigt, bestimmt schon im Panger Auftrag. Links Magdalena unter dem Kreuz mit Maria und Johannes, rechts Katharina. Auch die Kreuzwegtafeln stammen von Lagler. Sie sind seit 1990 wieder in die ursprünglichen Rahmen eingefasst.

Ausmalung 1880

Mathias Schröder aus Rosenheim gestaltete die Wände in den Jahren 1880 / 81 im Nazarener Stil. Wir sehen heute noch die Darstellung der vier Evangelisten und die 15 Rosenkranzgeheimnisse an den Wänden. Oberhalb der Rosenkranzbilder waren in der Apsis die acht Kirchen der damaligen Pfarrei bis Reischenhart mit ihren Patronen dargestellt, dabei Alt-Pang und Alt-Widden. Diese Bilder könnten uns zeigen, wie’s um 1880 bei uns ausgesehen hat. Bei der Herabsendung des heiligen Geistes über dem Hochaltar sieht man die Apostel. Der Petrus soll den damaligen Pfarrer Karl Müller darstellen, der Apostel daneben seinen Kaplan Grünauer.
Pfarrer Kreuz erklärte die Bildereinteilung einmal ungefähr so: Ganz vorn im Altarraum ist die Glorie, ist der Himmel dargestellt, im Volksraum das Leid. Schließlich müssen viele Menschen ihr Kreuz, also ein schweres Leid tragen und dürfen es in die Kirche hineintragen. Und so führt unsere Kirche bildlich vom Leid hier, bei uns Menschen, zur Freude, zu Gott und zum Jenseits.

Angedeutet durch die Ränder sieht man im Kirchenschiff, dass an den Wänden oben 12 Bilder waren. In diesen Feldern waren die 12 Apostel dargestellt. Die Flächen unterhalb waren vollständig marmoriert.

Der ganze Kirchenraum war bunt und düster. Chorgestühl, die Beichtstühle, die Sitzbänke und die Empore, alles war aus dunklem Eichenholz, so wie das Seitenkreuz. Dazu kam die Wirkung der farbigen Fenster und der über und über bemalten Wände. Unsere Kirche war damals in ein geheimnisvolles, farbiges Dunkel getaucht.

Renovierung 1935/1937

Der Untergrund des Gebäudes machte immer wieder Schwierigkeiten. Man sieht auch an den beiden ungleichen Mauern neben dem Chorbogen, dass schon beim Bau der Hang nachzugeben drohte. Das ganze Langhaus wirkt verschoben. Man wollte ursprünglich weiter nach  Norden bauen.
Im November 1935 drohte die Kirche einzustürzen, weil der Bogen riss. Baumeister Karl Baumann aus Aising und seine Leute retteten die Kirche. Der Bogen wurde bei eisiger Kälte abgetragen und neu gemauert. Dabei wurde ein Teil der Bilder zerstört.

Bei der Renovierung 1937 wurden 20 Bilder und die Marmorierung der restlichen Wandflächen abgeschlagen, neu verputzt und von der Firma Max Falter weiß übermalt. Die farbigen Fenster wurden durch klare Glasscheiben ersetzt. Damit wurde die Kirche heller, aber auch sachlicher, nüchterner. Das bayerische Amt für Denkmalpflege war damit einverstanden, weil unsere Kirche aus damaliger Sicht künstlerisch nicht erhaltenswert war.

Umgestaltung 1966

1966, in Folge des Konzils, hat man die Kanzel herabgerissen und die Chorstühle, sowie die Kommunionbank entfernt. Die Kanzel zerbrach dabei. Speisgitter und Chorgestühl wurden weggebracht und waren später nicht mehr aufzufinden. Damals wurden auch die alten Beichtstühle durch die jetzigen ersetzt.

1989/90 hat Kirchenmaler Rehrl aus Freilassing bei der letzten Renovierung die Wandgestaltung wieder an den Stil der Entstehungszeit angenähert. Er hat Bänder und Muster aufgetragen. Eine Marmorierung hat man aus Kostengründen unterlassen.

Aus der Vor-Vorkirche stammt noch der spätgotische rote Marmor-Taufstein, der Deckel aus der nachfolgenden Barockkirche.

Früher hatte jede Kirche einen eigenen Kirta (Kirchweih). Unser Kirta war am Bartholomätag, also dem 24. August. So ein Kirta war für unsere Leute einer der wichtigsten Feiertage im Jahr. Da war sogar das Tanzen erlaubt.