Kirche Johann Baptist / Heilig Kreuz in Westerndorf am Wasen

 Der Name Westerndorf erklärt sich durch die Lage westlich vom Pfarrdorf Pang. 1180 wird der Ort das erste Mal urkundlich erwähnt, die Kirche 1315. Diese Kirche ist eine Filialkirche der Pfarrei Pang, und feiert am 24. Juni ihr Patrozinium Johann Baptist.

Bau 1668

WesterndorfDie gotische Vorgängerkirche war baufällig. Pfarrer Kaspar Waldherr ließ nach dem Ende des 30jährigen Krieges 1648 mit den Vorplanungen beginnen. Der Entwurf wurde von Konstantin Bader aus München, einem bedeutenden Baumeister dieser Zeit, eingereicht. (Vergleiche die Kirche Maria Birnbaum!) Den Bau leitete der Schlierseer Maurermeister Georg Zwerger, ein bekannter Stuckateur.
Im April 1668 begann man mit dem Bau. Den alten Turmunterbau ließ man stehen und verband ihn mit dem Neubau. Bereits im gleichen Jahr wurde der Baukörper, der Turmoberbau und die Friedhofskapelle errichtet und verputzt. Im Jahr darauf vollendete Zwerger die Stuckarbeiten und es wurde die Messlizenz für den Hochaltar ausgestellt.
1670 wurde die Kirche eingeweiht, aber erst 1691 war sie fertig. Sie blieb seitdem im wesentlichen unverändert. Bei der letzten Renovierung, abgeschlossen 1996, untersuchte man alles und stellte wieder die Originalgestaltung her. Man sieht die Kirche so, wie sie vor fast 350 Jahren ausgesehen hat. 

Der Baukörper

Der Bau ist außen kreisrund und hat einen Durchmesser von 20 m. Der Innendurchmesser ist 17,20 mm. Die Mauern mit einer Stärke von 1,40 m sind zweischalig. Innen wird eine Höhe von rund 11 m erreicht.
Die Zwiebelkuppel mit ungefähr 20 m Durchmesser und rund 20 m Höhe gehört zu den größten freitragende Holzkuppelkonstruktionen Europas. Das Dach wird nur durch Verzapfungen, Streben und Holznägel zusammengehalten. Ohne Eisenteile! Es ist jetzt mit Naturschiefer gedeckt. Früher waren es Holzschindeln.
Der Turm stammt im unteren Bereich (viereckig) von der früheren Kirche, also 22m. Der achteckige Teil wurde damals neu erbaut, 11m hoch. Dazu kommt die Turmzwiebel und das Kreuz. Also ist der Turm 48 m hoch.

Die Wände

Der Stuck stammt von Miesbacher Stuckateuren um den Meister Georg Zwerger. Die Farbgebung der Mauern ist sehr dezent. Die Stuck-Figuren wurden teilweise in Modeln gegossen – so wie wir heute die Weihnachtsplätzchen formen. Zum gegossenen Kopf wurden an Ort und Stelle die Körper aus Gips geformt. Die Leidenswerkzeuge wurden einfach in die Hand gelegt. Die Blätterranken sind aus Ton. An der Decke sieht man die Monogramme von Jesus, Maria, Josef, Anna und Joachim und lateinische Sinnsprüche um das Herz.

Der Hochaltar

Der Entwurf aller Altäre stammt vom Maler Andreas Leisberger aus Aibling, die Figuren aus der Werkstatt des Blasius Maß in Rosenheim. Der Hochaltar ist in der Farbgebung von Salzburg beeinflusst. Schwarz steht für das kostbare und seltene Ebenholz. Die Säulen und Felder sind rot marmoriert.
Im Zentrum des Altares steht Maria vom Siege. Trotzdem wirkt diese Maria überhaupt nicht kriegerisch. Entsprechend der Offenbarung des Johannes umgeben zwölf Sterne ihr Haupt und der Halbmond liegt zu ihren Füßen. 
Darüber Gott Vater, er hält die Welt sicher in der Hand. Daneben eingefügt sind Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwert. Die exzessiven Farben (besonders auffällig an den Engelsflügeln) entstanden folgendermaßen: Auf den Figuren ist Metall aufgelegt, z.B. Blattgold, und darüber wurde eine Lasur aufgetragen, die das Metall durchschimmern lässt.
An den Seiten die beiden Johannes: Links Johannes der Täufer mit den Zeichen Gotteslamm und Kreuzstab. Diese Figur ist der einzige Hinweis auf das Patrozinium Johann Baptist. Auf der rechten Seite steht Johannes der Evangelist mit dem Kelch, aus dem eine Schlange züngelt.

Der Kreuzaltar

Links ist der Kreuzaltar. Die Darstellung der Kreuzigungsgruppe wirkt ruhiger und altertümlicher als der Hauptaltar. Auffallend ist der Größenunterschied zu den anderen Altarfiguren. Hier sehen wir hier das Zentrum des früheren Hochaltars, angefertigt um 1642. Darüber die Heilige Helena, Kaiserin und Mutter Kaiser Konstantins, die das Kreuz gefunden hat.
Außen steht links der heilige Josef, rechts Joachim, der Vater der Gottesmutter. Die beiden Figuren gehören dem Sinnzusammenhang nach zu Maria an den Hochaltar. Wahrscheinlich wurden sie irgendwann einmal von dort weggenommen, vielleicht um Johannes einen höheren Platz einzuräumen. Der Seitenaltar ist farblich gegenüber dem Hochaltar zurückgestuft.

Antoniusaltar

Der rechte Seitenaltar ist dem Heiligen Antonius von Padua geweiht. Darüber sieht man den Heiligen Sebastian als Soldat in barocker Offizierskleidung, den Schutzheiligen gegen die Pest. Links steht Leonhard, der Viehheilige mit seinem Zeichen, der Kette, und rechts Florian, der volkstümliche Schutzherr gegen die Feuersgefahr, farbenprächtig, mit Lanze. Dieser Altar wurde erst 1691 fertig, weil beim Bau das Geld ausgegangen war. Davor steht der Wiesheiland (entstanden 1750-1775), rund hundert Jahre jünger als die Kirche. 

Die Ausstattung

Das Älteste im Kirchenraum ist die sehr ruhig gehaltene Pieta über dem Sakristeieingang, die um 1520 entstand. Auf der Kanzel steht König David, als Sänger mit der Harfe, dazu der Verkündigungsengel. Am Kanzelzugang sieht man die vier Evangelisten. Der Fußboden ist aus Ruhpoldinger Marmor. Die Türen und Beschläge stammen aus der Erbauerzeit, die Empore aus dem Jahr 1758.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: MVV-Stadtbus-Linien 411 und 412 (alle 30 Minuten), Montag bis Samstag jeweils von 5 bis 20 Uhr.